Elektro-Rennräder: Besonderheiten und Vorteile

Im Sommer 2013 meldete der Hersteller Haibike, er habe das erste E-Rennrad der Welt entwickelt. Das Xduro Race ist ein Pedelec, es muss getreten werden und wird mit der Batterie bis Tempo 45 km/h beschleunigt. Mittlerweile gibt es die neue 2015er Version.

Haibike Xduro Race

© Haibike Xduro Race

E-Rennrad: Das sind die Besonderheiten

Ein E-Bike als Rennrad unterliegt verkehrsrechtlich den gleichen Bedingungen wie jedes E-Bike. Der Motor darf nur bis 45 km/h unterstützen, bei Pedelecs – nur so werden E-Rennräder gebaut – springt er zudem nur an, wenn der Fahrer in die Pedale tritt.

Da Radrennfahrer deutlich höhere Geschwindigkeiten erreichen als 45 km/h, stellt sich die Frage nach dem Sinn der Motorunterstützung, doch wer als Radrennfahrer in den Bergen unterwegs ist, versteht diesen Sinn sofort.

Nur eines darf ein E-Rennrad nicht leisten: Es soll nicht per reiner Motorkraft auf gerader Strecke den Fahrer schneller machen als die Rennradler ohne Motor. Diese Gefahr besteht freilich durch die verkehrsrechtliche Regelung nicht, der Motor schaltet ab 45 km/h ab.

Damit ist das E-Bike-Konzept eigentlich wie prädestiniert für Rennräder, die dennoch besondere Eigenschaften mitbringen müssen, um das höhere Gewicht durch Motor und Akkus zu kompensieren. Dieses Konzept wurde mit dem Xduro Race umgesetzt. Der dynamische Straßenrenner ist mit einem speziell designten Rahmen, Reynolds Laufrädern, mechanischen Scheibenbremsen von Shimano, einer Schwalbe Road Bereifung und einem adaptiven Haibike Beleuchtungssystem ausgestattet. Als Motor kommt ein Bosch Performance mit 350 Watt zum Einsatz, der Akku mit 400 Wh und 36 V basiert auf der Lithium-Ionen-Technologie.

Das Rad, das es inzwischen in Serie gibt, wiegt nur 18,1 Kilogramm und ist ab ca. 5.600 Euro (Xduro Urban: ca. 3.200 Euro ) zu haben.

Arten und Varianten beim Elektro-Rennrad

Vivax Veloce E-Rennrad

© Vivax Veloce E-Rennrad

Entscheidend für E-Rennräder ist neben der leichten Bauart die Art und Unterbringung des Motors.

Beispiel Vivax Veloce: Hier kommt ein eleganter Sattelrohrmotor zum Einsatz, der bei 200 Watt Leistung so leicht ist, dass das gesamte Rad nur 9,7 Kilogramm wiegt. Dieser Vivax Assist 4.0 Elektromotor treibt direkt die Tretkurbel an, zudem ist er praktisch nicht sichtbar, läuft fast geräuschlos und ist mit einer intelligenten Regelungseinheit versehen. Auch der Lithium-Ionen-Akku dieses Konzepts wiegt nur 850 Gramm.

Damit grenzen sich E-Rennräder von klassischen E-Bikes vollkommen ab, sie wenden sich an Hobby-Rennfahrer, die endlich auch in den Bergen und bei Gegenwind ihrem Sport nachgehen können, sowie an Radprofis, die mit dem E-Rennrad ihr Training optimieren.

E-Bike als Rennrad versus Mountainbike

An wen wendet sich das Konzept des Elektro-Rennrades? Eindeutig an passionierte Rennfahrer, wie professionell, semiprofessionell oder hobbymäßig sie auch auf dem Rennrad unterwegs sind. Alle anderen Radler entscheiden sich eher fürs Mountainbike als Pedelec, dem eine breite Massenbewegung vorausgesagt wird.


Gerade in Ländern wie der Schweiz und Österreich mit ihren Bergen boomt der Verkauf von E-Bikes als Mountainbike, jeder siebente Käufer eines Fahrrades entscheidet sich heute für die elektrische Variante. Dabei werden immer mehr schnelle Pedelecs mit 29-Zoll-Rädern bevorzugt, während die Zahl der Käufer von Elektro-Rennrädern bislang etwa konstant bleibt.

Fachmagazine können das erklären: Rennfahrer sind Sportler, während Mountainbike-Nutzer auch das E-Bike als reinen Gebrauchsgegenstand betrachten. Damit haben Letztere das Zeug zum Massenartikel, während Rennräder von einer begrenzten Zielgruppe nachgefragt werden.

Vor- und Nachteile von Elektro-Rennrädern

Experten vermuten, dass sich Elektro-Rennräder mittelfristig durchsetzen und es alsbald offizielle Rennen mit ihnen geben dürfte. Allerdings wird dann die Technik sehr strengen Auflagen unterliegen, damit es keine unfairen Vorteile durch einzelne Motorenkonzepte gibt.

Der Vorteil liegt auf der Hand: Die Fahrer können längere Strecken auch in den Bergen ohne den enormen physischen Verschleiß absolvieren, der zur Versuchung des Dopings führt.

Als nachteilig empfinden einige Puristen, dass dann die echten Bergwertungen wegfallen. Das könnte aber relativ sein: In der Formel 1 gibt es auch immer weiter spektakuläre Wettbewerbe, auch wenn die Fahrzeuge heute viel komfortabler und sicherer sind als vor Jahrzehnten.

Rahmenset und Nachrüstsatz

Elektro Motor vivax Assist  Nachrüstsatz

vivax Assist Nachrüstsatz

Das Vivax Veloce Konzept ist interessant für Bastler und Nachrüster, denn es ist möglich, das insgesamt um 4.500 Euro teure Rad auch als reines Rahmenset (2.750 Euro) und reinen Nachrüstsatz für das eigene Rad oder für das Vivax Rahmenset (2.500 Euro) zu beziehen. Das Rahmenset besteht aus einer Carbongabel, hinzu kommt die Shimano Ultegra-Gruppe sowie ein Dreifachkettenblatt. Der Nachrüstsatz wiederum ermöglicht es Rennfahrern, die schon über ein klassisches, teures Rennrad verfügen, dieses zum Elektro-Rennrad umzubauen.